Ich habe noch einmal die vergangenen Erlebnisse revue passieren lassen. Dabei war das Jahr 2014 für mich ein ganz besonderes. Als einfacher Arbeiter einer Maschinenbaufirma, der von Montag bis Freitag acht Stunden am Tag ein computergesteuertes Bearbeitungszentrum bedient, bin ich im Mai in einen völlig neuen Tätigkeitsbereich gekommen, ich war von einen Tag auf den anderen freiberuflicher Fotojournalist. Es ist ein manchmal anstrengender und stressiger, aber auch interessanter Beruf mit jeder Menge Abwechslung, Spannung und den Kontakt zu den verschiedensten Leuten.
Im folgenden habe ich in meinem Archiv gekramt und meine spannensten Erlebnisse aus der Schublade geholt.
Meine Top 5 Momente 2014
Platz 5: Licht und Dampf

Platz 5: geniale Lichtstimmung im Lokschuppen
Tag der offenen Tür war im Lokschuppen der Fichtelbergbahn angesagt. Natürlich wollte auch die „Freie Presse“, eine sächsische Tageszeitung, darüber berichten. Ich wurde beauftragt, Fotos für einen Artikel zum Ereignis zu machen. Was man wissen sollte: die Fichtelbergbahn ist eine Schmalspurbahn, auf der im Personenverkehr ausschließlich Dampfloks eingesetzt werden. Diese bringen Touristen von zahlreichen Bahnhöfen im Altkreis Annaberg an den Fuße des Fichtelbergs nach Oberwiesenthal. Dementsprechend ist der Lokschuppen in Oberwiesenthal recht düsig. Als ich dort ankam, bot sich mir eine geniale Lichtstimmung. Sonnenstrahlen schienen durch die Hallenfenster und leuchteten den Dampf an. Auch, wenn das Foto nicht gedruckt wurde, musste ich den Moment auf Bild festhalten.
Platz 4: Es muss auch ohne Blitz gehen

Platz 4: Blitzen verboten
Beim Stollberger Altstadtfest war eine Menge los. Grund für die lokale Tageszeitung, darüber zu berichten. Ich wurde beauftragt, mehrere Fotos vom Fest am Wochenende anzufertigen. Eines davon sollte die Feuershow zweier „Gaukler“ sein, welche ein Stück Mittelalter auf das Fest brachten. Nach 22 Uhr begann dann die Show. Da es bis auf die Fakeln und ein paar bunte Lichterketten keine Leuchtquellen gab, war es stockfinster. Ich montierte den Blitz auf meiner Kamera und fragte die Gaukler, wie der Ablauf ihres Auftritts grob aussieht. Nach der Absprache haben mir die beiden verboten, den Blitz zu nutzen. Mit ISO 25600 kam ich dann zurecht. Bis ich die Fotos gedruckt in der Zeitung gesehen habe, war mir schon mulmig.
Platz 3: Durch die braune Brühe

Platz 3: mitten im Hochwasser
Eine meiner Leidenschaften ist das Dokumentieren von Unwettern und den Begleiterscheinungen. Als in Mühlbach bei Frankenberg ein starkes Unwetter durchgezogen ist, schaffte der Dorfbach die Wassermassen nicht schnell genug weg. Das ganze Örtchen stand unter Wasser. Ein Jungendlicher, der die Hauptstraße entlang wollte, stieg von seinem Moped ab und schob es durch die braune Brühe.
Platz 2: In luftiger Höh‘

Platz 2: Auf der Spitze des Kirchturmes
Unweit des alten Lokschuppens in Oberwiesenthal: Die evangelisch-lutherische Kirche des Ortes wird komplett Saniert. Eine der Maßnahmen ist der Tausch des Turmkreuzes. Auf dem 50 Meter hohen Gerüst, welches freistehend um den Turm gebaut wurde, hat man schon ein mulmiges Gefühl. Das Gerüst schwankte durch den Wind, sodass man dachte, der Kirchturm kreist in der Mitte. Insgesamt musste ich zwei mal nach oben. Sowohl den Abbau der alten Spitze, als auch die Montage der neuen musste ich dokumentieren, lautete der Auftrag.
Platz 1: Abgesoffen

Platz 1: Straßen unter Wasser
Ein heftiges Unwetter hat im Mai einen Teil Meißens vollkommen unter Wasser gesetzt. Zusammen mit einem Kollegen kämpfte ich mich eine Straße entlang durch knietiefes Wasser. Da wir die Kameraausrüstung dabei hatten, mussten wir uns besonders vorsichtig durchs Wasser tasten, um nicht ausversehen in einen eventuell offenliegenden Abwasserkanal zu stürzen. Ein ganzer Stadtteil glich einer Katastrophe: rießige Stücke des Straßenbelags lagen herausgerissen übereinander, hunderte Kilo schwere Feldsteine wurden mit voller Wucht gegen Autos und Häuser gespült, Polizeistreifen mussten in der Nacht den Katastrophenbereich wegen totalen Stromausfall vor Plündereien schützen.
Alles in allem
Zusammenhängend kann ich sagen, dass es ein sehr spannender und abwechlungsreicher Beruf ist. Ich habe in diesem Jahr insgesamt mehr erlebt, als in den ganzen Lebensjahren zuvor. Nicht weniger interessant war für mich unter anderem auch der Blick in verschiedene Orgeln, die restauriert wurden.