Nicht selten wird es für Fotojournalisten richtig dunkel. Auch ich kam in diese Situation, bei der ich mit dem Kopf in der Schlinge steckte.
Zur Vorgeschichte
Vor ein paar Wochen bekam ich von der Redaktion unserer Tageszeitung den Auftrag, eine Art Bildreportage über ein Stadtfest zu erstellen. Bei der Motivwahl blieb nicht viel Spielraum, denn die Vorstellungen des Redakteurs waren klar definiert: auf dem Markt soll sich ein Gauklerduo herumtreiben, was die Besucher auf den Straßen unterhält – das wäre das erste Motiv. Am Abend soll in einem Park eine Feuershow stattfinden – Motiv Nummer zwei. Ein bekannter Zweitligafußballer gibt am letzten Tag des Stadtfestes eine Autogrammstunde, in der er Bücher mit historischen Fußballbildern unterschreibt – womit das dritte Motiv vorgegeben ist.
Mit der Dunktelheit kommt das Problem
Den Auftrag in der Tasche machte ich mich auf den Weg, die gewünschten Fotos zu erstellen. Schnell fand ich das Gauklerduo und besprach mit ihnen, was mein Auftrag ist und inszinierte mit den beiden, sowie ein paar Festbesuchern ein paar verschiedene Motive. Nach getaner Arbeit schlenderte ich ein paar Runden durch die Straßen der Stadt, sah mir die verschiedenen, teils mittelalterlichen Stände an. Mittelalter, das ist hier bei Stadtfesten eine eingebrannte Tradition. Natürlich hielt ich immer die Augen offen nach weiteren guten Motiven, denn manchmal kommt es anders, als man denkt.
Man braucht einen Plan B
Wie das Leben so spielt, kam es auch am Abend anders. Es wurde duster und ich machte mich allmälich auf den Weg zur Feuershow, welche pünktlich um acht Uhr beginnen sollte. Auf der Suche nach den Darstellern lief ich eine Runde um die Bühne. Dort waren die beiden – wieder. Ja, es war das Gauklerduo, welches ich schon am Nachmittag fotografiert habe. Mit Leuchtbällen, Fakeln und anderen brennenden Gegenständen übten sie für ihren Auftritt. Das Gute an der Tatsache war, dass ich die zwei bereits kannte. Das war es aber auch schon, denn in der Tageszeitung sollten die Personen niemals die gleichen sein. Das war nicht das eigentliche Problem, denn auf so einem Altstadtfest bieten sich genug Szenen. Da es Anfang Juli acht Uhr abends gerade mal anfängt, zu dämmern, stellt das Fotografieren kein Problem dar. Als ich jedoch fragte, wann der Auftritt beginnt, kamen zwei Antworten: „Wir werden anfangen, wenn es richtig dunkel ist, damit man die Effekte gut sehen kann. Ach, und bitte fotografiere ohne Blitz, da durch solche fremden Lichtquellen die Stimmung nicht rüber kommt.“
Der Blitz muss in der Tasche bleiben
Mit einem mulmigen Gefühl wartete ich kurz vor zehn Uhr neben der Bühne. Ich suchte mir einen guten Standpunkt zum Fotografieren. Zuschauer mussten auf dem Bild zu sehen sein. Die Akteure sollten nicht gerade die kalte Schulter zeigen. Es war stockdunkel. Nur eine Kette mit bunten Partylichtern war noch an. Dann begann sie, die Feuershow. Ich schaute durch den Sucher, doch alles was ich sah, war hin und wieder eine Silhouette der Künstler und flackernde Gegenstände, die durch die Luft flogen, ich sah also eigentlich nichts! Kein Blitz, kein Umgebungslicht – nun musste die Kamera zeigen, was sie kann. Mit offener Blende und einer Verschlusszeit von einer vierzigstel Sekunde blieb mir nur, die ISO auf 25.600 einzustellen. Das war in allen Bereichen grenzwertig. Bei schnellen Bewegungen eine derart kurze Verschlusszeit zu wählen, und bei dieser Dunkelheit die ISO so übertrieben hoch einzustellen, da musste der Moment des Auslösens und die Belichtung passen, denn im Nachhinein dunkle Bereiche aufzuhellen, produziert bei einer so hohen ISO ein unerträgliches Rauschen.
Egal was heraus kam, da diese Show ein Höhepunkt war, musste ein Foto davon gedruckt werden. Ziemlich deprimiert und weiterhin mit einem mulmigen Gefühl packte ich meine Sachen und fuhr heim. Das später im Artikel gerade das Foto von der Feuershow das große Aufmacherfoto wurde, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Mein Fazit
Sicherlich ist das Bild in keinem Belang perfekt. Jedoch kann ich aus dieser Situation die Lehre ziehen, dass jedes durch hohe ISO verrauschte Foto besser ist, als kein Foto. Da ich zu diesem Zeitpunkt als Quereinsteiger und absoluter Neuling noch keine Erfahrungen mit solchen extremen Situationen und den Resultaten hatte, war das ein mächtiges Neuland für mich.